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Mittwoch, 13. August 2014

Das gar nicht so liebe Geld

2554,98 € überweist mir mein Bistum Monat für Monat netto. Abgezogen werden mir 234,48 € für die Krankenkasse, 12,91 € für die Pflegeversicherung sowie 223 € Nebenkosten einschl. Strom etc. von der Zentralrendantur als Vorauszahlung. Für die (spärliche) Nutzung meines Autos zahlt das Bistum mir monatlich einen zu versteuernden Zuschuss von knapp 180 €.  Weihnachtsgeld gibt's auch, Im letzten Jahr waren das brutto 1146,90 €, nämlich genau ein Drittel meines Bruttos. Miete zahle ich nicht - der Mietwert meiner Wohnung wird allerdings nach allen Regeln der Fiskalkunst versteuert.

Für viele Kollegen ist das in Ordnung. Einige wenige stöhnen. Manche meinen auch, es sei reichlich. Weil ich weiß, wie viel manche Arbeiter mit Frau und drei Kindern verdienen, meine ich letzteres. Ich muss allerdings zugeben: Mein Auto kostet nicht viel, neue Kleidung finde ich nicht sonderlich spannend, ernährungsmäßig stehe ich, von den bekannten Ausnahmen abgesehen, eher auf Nudeln und Gemüse, teure Hobbies gibt es auch nicht. Immerhin kann ich am Jahresende recht großzügig spenden, auch schon mal in Bereiche, die von amtskirchlicher Seite aus gesehen eher im Grenzgebiet oder jenseits davon liegen. Das Finanzamt ist gnädig und sieht wohlwollend auf diese Summe.

Das klingt jetzt ein bisschen nach "Hose runter". Aber es klingt nur danach. Denn ein Geheimnis sollte das nicht sein. Zumindest seit Limburger Zeiten ist Transparenz das Gebot der Stunde. Zugegebenermaßen tut man man sich damit weiter oben noch schwer. Irgendwie ist das wie bei einer gelinde gesagt nicht unvermögenden alten Dame, die über mehrere Renten verfügt und gar nicht so genau weiß, was sie alles auf der hohen Kante liegen hat und an Grundstücken besitzt. Eines aber ist klar. Die alte Dame ist vieles. Aber nicht arm.

Das mag für eine alte Dame recht und billig sein. Für die Kirche ist das eine zweischneidige Sache. Natürlich: Nur wer Geld hat, kann  Wohltaten über die große weite Welt verteilen. Es ist auch unstrittig, dass die Kirche mit ihrem Geld wesentlich sorgfältiger umgeht als der Staat oder die Kommunen. Limburg war, unter der Perspektive einer bescheidenen Kirche, fatal. Unter dem Aspekt "Flughafen Berlin" ein Katzendreck, unappetitlich, aber Katzendreck.

Utopisch wäre es, von heute auf morgen gemäß dem hl. Franziskus alles abzugeben. Aber man könnte ein paar Nummern kleiner anfangen. Ich halte 50 % des Kirchensteueraufkommens für Projekte in der Einen Welt für eine realistische und moralisch notwendige Hausnummer (an die Rücklagen gehen wir dabei noch gar nicht dran, auch nicht an die weiteren Zuwendungen, die laut Konkordat der Kirche überwiesen werden). Ich fände es sinnvoll, wenn das die Kirchengemeinden vor Ort tun können (mit aller möglichen Transparenz) - damit nicht wieder vier Personalstellen für die Verwendung des Geldes geschaffen werden müssen. Spendensiegel des DZI sollte übrigens das einzige Kriterium sein. Und nebenbei (Geld ist Macht) würde das die höheren Ebenen nicht noch stärker machen als sie es ohnehin schon sind.  Das nennt man Subsidiaritätsprinzip.

Das hätte nicht nur den wunderschönen Effekt für die kritische Öffentlichkeit eines "´ja, wir haben verstanden." Geld macht bekanntlich auch Arbeit. Viel Arbeit. Wir würden schlanker. Schlank bedeutet meistens auch beweglicher. Vielleicht sogar attraktiver. Und mag sein, dass die kritische Öffentlichkeit eines Tages begreift: Bei Kirchens wird das Geld nicht nur ordentlich, sondern sinnvoll verwendet.

2 Kommentare:

  1. E - wie einfach, hört sich zumindest so an. Aber Gottes Mühlen mahlen ja bekanntlich langsam und so kann es etwas dauern, bis diese Art der Umverteilung wirksam werden könnte...
    Eine "stille" Leserin

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  2. Der weiteste Weg beginnt nun mal mit dem ersten Schritt,den ist die kluge und glaubwürdige Kirchenmaus gegangen. Respekt....

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