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Freitag, 21. Oktober 2011

Die Köpfe der Hydra

Al-Gaddafi ist tot. Das Volk jubelt, und auch vielen westlichen Politikern scheint das Ende des Diktators sympathisch zu sein. Es ist zu vermuten, dass da auch ein paar persönliche Gründe mit eine Rolle spielen. Denn Tote können nichts mehr erzählen: Davon, wie man ihn im wahrsten Sinn des Wortes seine Zelte aufschlagen ließ in Rom, New York oder Paris, wie er im Jahr 2000 hoffnungsvoll heimgesucht wurde von Möllemann mit einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation, wie er gerne Rüstungsgeschäfte mit westlichen Ländern machte und genau die Waffen kaufte, gegen die die UN dann anschließend zu Felde ziehen konnte, wie er wegen seines Öls hofiert und gepflegt wurde. Vieles könnte er erzählen, wenn er noch könnte. Er kann aber nicht mehr. Was irgendwie auch schade ist. 

Denn das gilt für al-Gaddafi und wen auch immer: Es sind nicht nur und zuerst die Köpfe, die das System bestimmen und prägen. Es sind Hintermänner und Hinterfrauen, es sind Sympathisanten und Unterstützer, es ist ein weitverzweigtes Netz, was die Köpfe zu dem werden lässt, was sie sind. Unverdächtiges Beispiel: die Kehrtwendung eines Obama im Blick auf Guantanamo und andere ambitionierte Menschenrechtsziele. Den Wahlkampf gewonnen hat er als Person. Regieren kann er nur an den Strippen des Systems hängend. 

Al-Gaddafi ist tot. Doch leider ist es manchmal wie in der griechischen Sagenwelt. Es wachsen neue, ähnliche Köpfe, nur anders geschminkt. Und längst ziehen andere wieder die Strippen, so lange, bis der Zeitpunkt gekommen ist, den Kopf fallen zu lassen und einen neuen, unverdächtigen zu erschaffen.

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