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Freitag, 5. August 2011

Die Schieetzen schwieetzen

Sieht geschrieben schwieriger aus als gesprochen, gesprochen nämlich von einer älteren, liebenswerten, inzwischen im Himmel weilenden Dame mit schlesischem Akzent, als bei strahlender Sonne und 35 Grad im Schatten die Schützen der örtlichen Gilde durch die Straßen zogen.

Aber in diesem Jahr brauchen die Schützen zum Schwitzen keine 35 Grad mehr. Inzwischen schwitzen sie auch bei diesem Wetter aus allen Poren. Vor Ort kann der Schützenkönig unbeschadet seiner sexuellen Orientierung Mitglied im Verein sein, unbeschadet seiner sexuellen Orientierung darf er auch auf den Vogel schießen, und, hat er ihn erledigt, ebenso unbeschadet seiner sexuellen Orientierung König werden. Zur wahrhaften Krönung seines Königtums kann er zudem, sofern vorhanden, seinen privaten Herzenskönig zum König bzw. zur Königin machen. Alles kein Problem, soviel Toleranz muss sein, auch bei Traditionsvereinen wie den Schützen in all ihren Erscheinungsformen.

Es wäre alles auch nicht weiter schlimm (weil eben nur lokal öffentlich), wenn da nicht ein Landesbezirks-Königsschießen in Horstmar und ein Bundeskönigsschießen in Harsewinkel anstünden. Denn da geht’s nicht mehr: König und König(in): Bitte hintereinander, nicht mehr nebeneinander. Damit soll dann demonstriert werden, dass das Sakrament der Ehe einen ungleich höheren Stellenwert hat als Lebenspartnerschaften. (Nebeneinander sitzen dürfen sie. Wie es beim Tanzen ist, ist meines Wissens nicht geregelt. Küsschen werden aber vermutlich zu unterlassen sein.)

Denn irgendwo ist, bei aller Toleranz, nur wirklich Schluss!

Unbestätigten Angabe zufolge werden aber auch heterosexuelle Teilnehmer des Schützenumzugs im Königs- und Königinnenrang jetzt auf ihre Würdigung des Sakraments der Ehe sorgfältiger geprüft.
Geschieden?
Zweitehe?
Guter Leumund?
Künstliche Empfängnismethoden praktiziert?
Zudem soll die Menge des ausgeschenkten Biers, was bekanntlicher Weise  hin und wieder zu leichten Enthemmungserscheinungen führen mag, rationalisiert werden, um nicht unziemlichem Treiben Vorschub zu leisten.

Da werden die Schützen aber schwitzen! Wir aber sind ihnen zu großem Dank verpflichtet. Denn durch ihre Mithilfe überlassen wir die Füllung des Sommerlochs nicht mehr dem schlappen Dax. Und Fußball, so richtig und gut für die Schlagzeilen, fängt ja auch erst heute Abend an. Wobei wir schon neugierig auf den Tag sind, wo sich ein Spielermann unter die Spielerfrauen mischen wird. Und wir fürchten, dass im Vergleich zu dem, was dann geschieht, unsere schwitzenden Schützen nur ein schlapper Vorgeschmack sein werden

In diesem Sinne: Gut Schuss!

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