sicht-wechsel

Mittwoch, 3. August 2011

Ich weiss was

Wer kennt sie nicht? Die lieben Mitschüler und Mitschülerinnen, die mit ernstem Blick den Zeigefinger erhoben und vermeldeten „ich weiss was“. Oder in der Pause die Nähe der Lehrerin suchten, um ihre - manchmal mit Pikanterien angereicherten - Informationen gut zu platzieren.

Um nun ja kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Nur an meinen manchmal verwinkelten Assoziationen liegt es, wenn diese Erinnerung in mir aufsteigt, während ich an, sagen wir mal, "klerikale Dienstleister" denke, die mit höchster Sorgfalt und in gefühltem Auftrag des hl. Vaters ihre Ortskleriker begutachten: Hier das Vater - Unser ohne Unterbrechung gebetet, dort die hl. Kommunion wider die liturgische Ordnung zuerst den Gläubigen gespendet und dergleichen mehr, gerne dem zuständigen Bischof gekündet (und wenn der nicht innerhalb von einer Woche persönlich schreibt, dass er sich der Unarten annimmt), auch schon mal an Berlin („also wirklich, dat schreib ich jetz an de nutiatur“).

Nun pflegt man besonders in kleineren Dingen äußerst sorgfältig zu sein und würdigt solche Eingaben mit angemessenster Sorgfalt, was leider zur Folge hatte, dass gemäß Koh 12,12 eine gewisse Arbeitsüberlastung eintrat. Dabei würde es doch schon manchmal reichen, wenn man egal ob in Rom oder Münster oder Paderborn den flinken Schreiberinnen und Schreibern einen netten Gruß zukommen lässt mit dem Hinweis, man habe ihre geschätzte Eingabe an den angeblich Übeltuenden weitergeleitet – und man möge sich doch in Zukunft freundlichst an selbigen direkt wenden.

Doch wo die Not am Größten ist, naht das rettende Ufer (auch wenn es oft nur eine kleine Insel ist). So werden die Kleriker (Hirten) seit ein paar Wochen gewürdigt, ähnlich wie Ärzte, Juristen, Lehrer etc. der internetöffentlichen Beurteilung teilhaftig zu werden, was natürlich eine gewisse Ortskenntnis voraussetzt (ach, Sie sind der neue Pfarrer - nein, ich bin schon seit zehn Jahren hier).

Wie dem auch sei: Weil in diesem Internetforum die Kriterien höchst fraglich sind,  plant, wie immer unbestätigten Angaben zufolge,  die DBK eine Zertifizierung zumindest der Predigten nach folgender Formel:





a = Dauer der Predigt in Minuten
b = Zahl der Eingeschlafenen in den letzten sechs Predigten
c = Romfaktor in Punkten der letzten drei Predigten
d = nachgewiesene dogmatische Unsauberkeiten

PS: Der „Romfaktor“:

  • Die Unfehlbarkeit des Papstes nachdrücklich in Erinnerung gerufen: 3 Punkte. 
  • Wiederverheiratet Geschiedene gemahnt, nur geistlich zu kommunizieren: 3 Punkte. 
  • Gegen das Frauenpriestertum gepredigt: 3 Punkte 
  • Gegen künstliche Verhütung gepredigt: 2 Punkte. 
  • Zur monatlichen Beichte aufgerufen: 2 Punkte. 
  • Gegen gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften Stellung bezogen 1 Punkt 
  • Zur verstärkten Verehrung des Pfarrers von Ars gemahnt: 1 Punkt. 
  • Den Untergang des christlichen Abendlandes an ausgewählten Beispielen verdeutlicht 1 Punkt
(wird fortgesetzt)

1 Kommentar:

  1. Wobei man mal wieder sieht, dass DIE Kirche auch nur ein Verein ist.
    Und für die ganz Guten gibt es "Fleißkärtchen".

    Freue mich schon auf die Fortsetzung kann nur spannend werden.

    LG
    Die "stille" Mitleserin

    AntwortenLöschen