sicht-wechsel

Dienstag, 20. September 2011

Im stillen Tal

Da, wo das Altmühltal in immer sanfteren Kurven sich ruhig und gemächlich durch die Landschaft windet, wo das grün der Felder immer satter wird, die Kühe glücklich schauen und die Menschen liebevoll durch die Gegend schreiten, da liegt das Pleasantville der katholischen Kirche. Eichstätt. Dorthin verschlug es mich zum Ende meiner kleinen Fahrradtour. Und ich war mehr als entzückt. Eine durch und durch katholische Stadt, ein Dom mit einem richtigen Bischof, viele Kirchen, ebenso viele Ordensniederlassungen, eine katholische Universität, kirchliche Realschulen, überall, wo man hinschaut: katholische Kirche. Ordinariat. Bibliothek. Dommuseum. Abtei. Kapuzinerkirche. Freundlich blickende, miteinander ins brüderliche Gespräch vertiefte Kleriker (zahlreiche!). Eine fast volle Vorabendmesse im Dom. Und wenn die Glocken läuten, ist das ganze Tal von himmlischer Musik erfüllt. Ach, man könnte stundenlang aufzählen….

Von dem erwerbstätigen Teil der rund 13000 Einwohner/innen scheint mir, grob geschätzt, ungefähr die Hälfte in kirchlichen Diensten zu sein. Die andere Hälfte sorgt dann dafür, dass diese am Leben und bei Gesundheit bleiben und dass Stadt und Kreis gut verwaltet werden. Irgendwie kam es mir vor: Viele von ihnen schauen ein wenig erlöster, ein wenig glücklicher, auch ein wenig selbstbewusster als die anderen Erdenbewohner.  Die Stadt aufgeräumt und sauber, gepflegt, vom milden Licht der Sonne beschienen.... Ein bisschen Himmel auf Erden. Katholischer Himmel, versteht sich.

So weit, so schön. Wären da nicht zwei Fahrräder. Mit Plakaten versehen, die frech zum Kirchenaustritt auffordern, schon mit durchaus geschmacklosen Parolen. Der (allerdings sich nicht namentlich nennende) Eigentümer verspricht mir sogar, die Gebühren zu erstatten, die mir entstehen, wenn ich den Kirchenaustritt erkläre. Da stehen sie nun, wie hässliche Fettflecken auf einer weißen Weste. Passanten gehen vorbei, viele ignorieren die gottlose Botschaft, manche schmunzeln in dieser selbstbewussten Art, mit der man ein freches Wort eines pubertierenden Mädchens quittiert. Man steht über den Dingen. Man lässt gewähren, wohl wissend, dass es den Mond nicht ärgern muss, wenn ihn ein ausgetickter Köter ankläfft.

Nun scheint die katholische Zukunft von Eichstätt gesichert zu sein. Die Hochschule steht für solide, liberal-konservative Qualität, ist begehrt und gefragt. Man lebt gut von der Kirche, und die Kirche lebt gut in der Stadt. Win – win nennt man so was. Im stillen Altmühltal wird das wohl noch lange gelingen… zumindest dort.

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