sicht-wechsel

Montag, 2. Januar 2012

Per omnia saecula saeculorum.

Während die Bundesrepublik im Wirken und Unterlassen des Herrn Wulff, zur Zeit noch Bundespräsident, ihren Globalskandal hat, welcher gleichzeitig Häme, leise Schadenfreude und lautes Entsetzen auslöst, wähnt der im oberbayerischen Altötting lebende fromme Katholik sich einem mindestens ebenso pikanten Skandal auf der Spur, bei dem es um nichts weniger als Zeit und Ewigkeit geht. Hauptprotagonisten: Der wackere Feldherr Tilly, ein ebenso gewiefter und rigoroser Feldherr des 17. Jahrhunderts, dessen sterbliche Überreste in der Nähe der Gnadenkapelle wesen und weilen, und Bischof Schraml, von des Hl. Vaters Gnaden noch amtierender Passauer Bischof (er hat immerhin die ruhestandsfähige Altersgrenze längst überschritten). Ersterer, wohl wissen, dass Kampfeslust und Frömmigkeit letztendlich nicht kompatibel sind, stiftete die Riesensumme von 6300 Gulden, auf dass jeden Tag eine hl. Messe zugunsten seiner, wie er möglicherweise zu Recht vermutete, im Fegefeuer schmorenden Seele gelesen werde, und zwar in Altötting daselbst, vis à vis des zur Verehrung der Jungfrau erbauten Heiligtums und das bis in alle Ewigkeit
Dieses ist auch treu und brav geschehen, bis… ja, bis…
Das Gerücht jedenfalls behauptet, Schraml, wohl wissend, dass des Hl. Vaters Altersgnaden im Unterschied zu den Wünschen des Feldherrn nicht ewiglich währen, habe ein bischöfliches Auge auf eine Immobilie in Altötting geworfen, in der, und jetzt wird es pikant, die Verwaltung der frommen 6300 Gulden waltet. Und genau in diesen Zusammenhang wähnt der Lokal- und Tillypatriot des Bischofs harsche Anweisung, dass dem Seelenheil des Feldherrn Genüge getan, die 6300 Gulden längst aufgebraucht und dem Messelesen ein Ende zu machen sei – nix mit per omnia saecula saeculorum.
Das alles allerdings führt nur zu ungünstigen Schlussfolgerungen:
a) Schraml hat Recht. Tilly ist im Himmel und bedarf der gelesenen hl. Messe nicht mehr. Schlecht für Schraml. Lässt ein im Himmel lebender Feldherr es ungestraft, wenn seinem Willen widersprochen wird? Denn der lautete unmissverständlich: Bis in alle Ewigkeit!
b) Tilly ist noch im Fegefeuer. O Herr Bischof: Ist’s euch um die Seele des wackeren Feldherren gar nicht bang?
c) Schraml hält, wir sagen es nur höchst ungern, nicht so viel vom Messelesen. Aber ist das nicht noch schlimmer als sich gegen Kirchensteuern auszusprechen, diese wahrhaft antireformatorische Art und Weise, schnödes Mammon einem frommen Zwecke zuzuführen?

Wie wir es auch drehen und wenden: Ungünstig für den Bischof. Sollte er später schlaflos sein in seinem frommen Domizil, möge er mal auf seine Träume achten. Wenn ihm Tilly, furchteinflößend und fromm zugleich, öfters  erscheint: Wen wundert’s… 

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