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Sonntag, 3. Juli 2011

Nichts neues unter der Sonne

Woelki also heißt der neue Erzbischof von Berlin: Weihbischof Dr. Rainer Maria Woelki. Die Nachrichten haben es nur spärlich gekündet. Die Hochzeit in Monaco und der Brand in Porta Westfalica waren wichtiger. Aber so wirklich spannend ist es auch nicht, auch wenn einige katholische Medien noch gerne das Spekulationsfeuerwerk angefeuert hätten.
Ist denn nun Woelki eine Überraschung, wie die „TAZ“ meint, oder nicht, schon spekulierend, dass ein "intelligenter Konservativer" besser sei als ein "blöder Liberaler"?
Mag sein, dass es sehr verschieden gelagerte Enttäuschungen gibt – bei denen, die es vielleicht gerne geworden wären und bei denen, die es gern gesehen hätten, wenn ihr „Oberhirt“ das One-Way-Ticket nach Berlin hätte buchen dürfen. Damit ist aber schon das Ende der subjektiven Befindlichkeiten erreicht.

Es ist keine Überraschung. Wie auch Overbeck, Schick, Tebartz-van Elst, Koch, Müller und wie sie alle heißen keine Überraschung gewesen wären. Wirkliche Überraschungen sind bei Bischöfen heutzutage ohnehin selten gesät. Alle mühen sich mit den gleichen Problemen, flirten mehr oder weniger intensiv (in Berlin allerdings sehr intensiv) mit dem Pleitegeier, stehen vor der der Quadratur des Kreises ähnelnden Herausforderung, dass die Priester auch nicht besser werden dadurch, dass man ihnen immer mehr Aufgaben „anvertraut“ (Hauptsache, die Kirche bleibt priesterzentriert), und ob sie sich nun mit Kühnast oder Wowereit oder wie auch immer die Strategen heißen verständigen dürfen, ist eher eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Sie beteuern ihre Verbundenheit mit dem Heiligen Vater, schimpfen wenn überhaupt nur ganz leise über Rom, werden nicht müde, die Systemvorgaben wie Zölibat etc. und die moralischen Prinzipien des Katechismus zu verteidigen und werden nichts sagen, was auch nur ansatzweise ahnen lassen könnte, dass in ihrem Herzen ein kleiner Abweichler schlummern könnte. Denn schon sind sie da, die wenigen aber flinken Schreiberinnen und Schreiber, die den direkten Weg nach Rom nutzen, um bei jedem kleinsten individuell gestalteten Komma ein bodenloses Ungehorsam dem Heiligen Vater gegenüber zu wittern und einen Schneeball zur Lawine werden lassen. Sowas freilich selbstbewußt auszuhalten bedarf es schon eines Formats wie das von Döpfner, Lehmann oder Kamphaus. Aber solche Bischofe sind oder werden bald Geschichte sein.

Ach ja. Woelki wird wohl Kardinal. Aber auch das ist keine Sensation, und aller Voraussicht nach wird er daraus auch keine Sensation werden lassen. So geht also alles weiter seinen gewohnten Gang. Per saecula saeculorum. Amen.

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