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Mittwoch, 23. März 2011

Der fromme Protest

Man sagt den Westfalen, insbesondere den Münsterländern nach, dass sie über vielfältige Begabungen verfügen. Einfühlsamkeit in Menschen, mit denen in Kontakt zu treten ein besonderes Fingerspitzengefühl erfordert, sowie Kreativität gehörten bislang  nicht unbedingt dazu.

Ich habe meine Meinung gründlich geändert.

Protestbriefe? Werden, wenn überhaupt, von einer Sekretärin zur Aushilfe beantwortet.
Resolutionen? Deutet man inzwischen gerne als Zeichen der Krise.
Stummer Protest? Wegbleiben aus der Kirche? Dient als Beweis, dass die Kirchenkrise doch nur eine Form der Gotteskrise ist.

Wallfahrt ist das Zauberwort. So machten sich also 800 Wessumer und Wüllener (der geneigten Leserin: Diese beiden unbeugsamen Dörfer liegt bei Ahaus. Und Ahaus liegt bei Coesfeld, womit wir im Bereich eines eigenen Nummerschildes sind. Und Coesfeld liegt bei Münster. Und Münster liegt in Westfalen) auf den Weg nach Münster, um den 65. Todestag von Clemens August Kardinal Graf von Galen feierlich zu begehen. Im Dom angekommen, erflehten sie des Seligen Hilfe und Trost angesichts der Fusionspläne des Münsteraner Generalvikariats, welchselbige sie trotz allem Gehorsams dem Bischof gegenüber nicht als Beglückung und Segen, sondern als Gefahr und Bedrohung verstanden. Angesichts einer solchen rustikalen Frömmigkeit blieb ihnen der Segen des amtierenden Nachfolgers des Löwen von Münster nicht vorenthalten. Dieser, sicherlich erfreut über die frommen Wessumwüllener, wird unzweifelhaft die Menschen mit all ihren Anliegen, Sorgen und Wünschen gesegnet haben. Bleibt die Frage, ob, sollte es einen Wandel bei den Münsteranern Fusionsplänen für Wüllen & Wessum mit Ahaus geben, wir dieses als Wunder des seligen Löwen verbuchen dürfen.

Und bleibt die Frage, wann die berühmt-berüchtigten Theologieprofessoren und -professorinnen mit ihrem Memorandum nach Kevelaer, oder vielleicht nach Fatima pilgern, den Segen der Gottesmutter erflehend. Oder am besten gleich nach Lünen. Unsere Liebe Frau von  Altlünen, älteste Wallfahrtsstätte in unserem Bistum, ist sicherlich offen und hörbereit für dererlei Anliegen und Flehungen.

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